Zum Buch: "Autonomie oder Getto? Kontroversen über die Alternativbewegung"

Peter Brückner u.a, hrsg von Wolfgang Kraushaar

Inhalt:

Mit dem Aufbau alternativer Projektmodelle (Werkstätten, Buchläden, Druckereien, Landkommunen etc.) der Radikalisierung des eigenen Lebenszusammenhangs, der Entfaltung eines Systems der Gegenökonomie, letztendlich mit der "Politik in der ersten Person", stellen sich für eine Bewegung die Probleme von Widerstand, Kampf und Antizipation nicht länger mehr unter den Bedingungen der Klassengesellschaft, sondern nur noch im Medium subjektiver Erfahrung und konkreter Alltagspraxis. Spätestens seit dem Tunix-Treffen in Berlin hat das - was etwas pauschal als Alternativbewegung bezeichnet wird - ein öffentliches Interesse gefunden, das selbst über den Kommunikationszusammenhang der Linken hinausreicht. Indem für sie nicht mehr die soziale Wirksamkeit eines Klassenkampfkonzeptes, sondern der Entwicklungsgrad positiver Lebensentwürfe das Erfolgskriterium für ihre Arbeit darstellt, versucht die Alternativbewegung in einer existentiellen Krise der Neuen Linken eine Antwort auf Integration und Repression zu finden.

Jedoch ist die Frage zu stellen, ob sich tatsächlich die "große Verweigerung" positiv in die Organisierung des eigenen Lebenszusammenhanges umkehren läßt, ob das Ende des langen Marsches durch die staatlichen mit dem Aufbau eigener Institutionen, die vollständige politische Isolation mit der Kehrtwendung in eine Autonomie-Position der Stärke  beantwortet werden kann. Wie weit läßt sich der Kapitalismus transzendieren, ohne dass dies die Abschaffung seiner ökonomischen Strukturen zur Voraussetzung haben muß? Kann die Alternativbewegung wirklich einen neuartigen Ansatz zur Revolutionierung der spätkapitalistischen Metropolen begründen oder ist sie nur einen Zerfallserscheinung, eine subkulturelle Fluchtbewegung, die in der Umstandslosigkeit ihres Bedürfnisansatzes letztendlich zur politischen Wirkungslosigkeit verkommen muß?

Neben Diskussionsbeiträgen, die diese Fragen behandeln, enthält der Band noch einen  historischen Anhang und eine ausführliche Biographie.